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Der unbekannte Mensch, ein Symbol für das individuelle Schicksal, wird Zeuge großer Geschichte - der Schlacht bei Königgrätz, des Ersten Weltkriegs, der Gründung der Tschechoslowakischen Republik - und hat dabei eigene Sorgen, Probleme und Fragen.

Mit dem 3. Band der "Tschechischen Bibliothek" (vgl. J. Durych auf den "Urschwejk" in BA 9/99) wird M. Soucková erstmals in deutscher Übersetzung vorgestellt - eine vielseitige Autorin und Literaturhistorikerin, die 1948 in die USA emigrierte und auch in Tschechien fast unbekannt ist. Der "unbekannte Mensch" ist ein künstlerisch und inhaltlich interessanter Roman: 1943 entstanden, verknüpft er 2 wesentliche Erfahrungsbereiche: die wohlsituierte tschechische bürgerliche Famiie um die Jahrhunderwende und den Untergang der tschechischen Demokratie. S. stellt den unbekannten Menschen, ein Symbol für das individuelle Schicksal, als Augenzeugen der Geschichte ins Zentrum des Geschehens: Beginnend 1866 mit der Schlacht bei Königgrätz und endend 1934, schildert sie historische Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven, lässt sie von den Romangestalten wiederaufleben, hinterfragen, paraphrasieren, ironisieren, bezweifeln und mit ihren ganz privaten Sorgen und Fragen vermengen. Die Spannung zwischen Erzählern/-innen und Autorin, zwischen erlebter Geschichte und Fiktion schafft ein Leseerlebnis besonderer Art.