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Lesetipp Oktober

Things we never get overLucy Score: Things we never got over

“Things we never got over” ist der erste Band der Trilogie um die Kleinstadt Knockemout und enthält alles was ein guter “Enemies-to-Lover”-Roman braucht.

Naomies Leben steht von einem auf den anderen Tag Kopf. Sie hat gerade ihren Verlobten vor dem Altar stehen gelassen und ist lieber ihrer komplizierten Schwester zu Hilfe geeilt. Deswegen ist Naomie jetzt in einer fremden Kleinstadt gelandet, in der sie aber anscheinend jeder hasst. Kurz darauf wird ihr auch noch ihr Auto samt Geld und Handy geklaut. Und als wäre, das nicht schon genug, erfährt sie von der Existenz ihrer 11-jährigen Nichte. Und dann wird sie auch noch auf offener Straße von einem Fremden angebrüllt und beleidigt.

Knox, groß und gut aussehend, liebt seine Heimatstadt Knockemout und hat keine Zeit für Drama. Er kümmert sich um seine Geschäfte, seine Freunde und seine Großmutter und liegt im Dauerzwist mit seinem Bruder. Doch dann taucht die stadtbekannte und von allen verhasste Unruhestifterin Tina wieder auf und Knox knüpft sie sich vor. Doch warum ist Tina auf einmal wieder zurück?

Lucy Score ist ein tolles Buch gelungen. Ein Buch bei dem man abschalten und die Realität ausblenden kann, auch weil in dem Genre in der Regel mit einem Happyend zurechnen ist. Mir hat es gefallen die verschiedenen Charaktere in ihrer Geschichte zu begleiten. Allerdings ist die Alphamännchen-Art von Knox oft sehr überspitzt dargestellt, woran sich manche stören könnten.

Ich habe bereits den zweiten Band zu Hause (Things we hide from the light), in dem jetzt bereits bekannte Nebencharaktere im Mittelpunkt stehen. Band drei soll Ende November erscheinen und Achtung: Die weibliche Protagonistin ist eine Bibliothekarin – wenn das mal nicht matched.

Yvonne Reinhardt

Lesetipp September

Lina Frisch: We will give you HellLina Frisch: We will give you Hell

„We will give you Hell“ von Lina Frisch ist ein Urban-Fantasy-Roman, der in den dunklen Wäldern Schwedens spielt. Es geht um die Geschichte einer jungen Frau, um Wut, Macht, Feminismus und so vieles mehr.

Hellea (auch Hell genannt) ist 19 Jahre alt, als ihr Leben innerhalb eines Sommers komplett auf den Kopf gestellt wird. Mit Freunden plant sie vier Wochen in Schweden zu verbringen, um dort die urtümlichen Wälder des Landes und die Stadt Stockholm auszukundschaften. Plötzlich jedoch suchen Hell Fieberschübe heim, die sich nicht so recht erklären lassen, wodurch Hell zunehmend verzweifelter wird. Als die Freundesgruppe eines Tages ein Wikinger-Grab besucht, trifft Hellea dort auf Astryd. Die geheimnisvolle Frau scheint sie auf eine Art und Weise zu verstehen, wie niemand sonst es kann. Astryd erklärt Hell, was es mit ihren „Anfällen“ auf sich hat: Es handelt sich dabei um eine ihr ureigene Kraft. Diese uralte Form der Magie birgt jedoch eine große Verantwortung in sich. Denn Hellea hat damit nicht nur das Schicksal der gesamten Welt, sondern auch der Frauen in ihrer Verantwortung. Doch was wird Hell mit ihrer neu entdeckten Macht tun? Welche Entscheidungen wird sie treffen? Welche Konsequenzen werden auf sie zukommen? Und kann sie sich überhaupt richtig entscheiden?

Für mich war das Buch auf mehr als nur einer Ebene beeindruckend. Der Mix aus Magie, Mythologie und Feminismus zeigt auf eine einzigartige Art und Weise, wie Strukturen von Macht sich auf unsere Gesellschaft auswirken. Die Hilflosigkeit der Protagonistin und die Verzweiflung, die sie verspürt, gehen unter die Haut. Und dennoch kann man am Ende nicht anders, als eine gewisse Hoffnung zu verspüren, dass es doch noch eine bessere Zukunft für alle geben kann. Gleichzeitig ist das Buch von Lina Frisch so viel mehr als „nur“ eine feministische Lektüre im Fantasy-Stil. Die Geschichte rund um Hell, ihre Freunde und Familie, ihr Leben, ihre Wut und Magie ist nicht nur mysteriös, sondern auch spannend und absolut mitreißend, von der ersten bis zur letzten Seite.

Sofia Pick

Lesetipp August

Buchcover "Alice in Borderland 1"Haro Aso: Alice in Borderland

Willkommen im Borderland! Achtung, hier geht es nicht um den Klassiker “Alice in Wonderland”. Sondern hier erfahrt ihr, wie mich die Manga-Reihe "Alice in Borderland" in ihren Bann gezogen hat.

Geschrieben von Haro Asō, entführt diese dystopische Geschichte in eine Parallelwelt voller tödlicher Spiele und unerwarteter Wendungen.

Ryohei Arisu und seine Freunde gelangen unfreiwillig in diese mysteriöse Realität. Dort müssen Sie in Spielen mit unterschiedlichen Kategorien antreten, um am Leben zu bleiben. Welche Stärke dabei vonnöten ist, bestimmt die Farbe der Spielkarte, die jedem Spiel zu Beginn zugeordnet wird:

  • Karo ♦ – Intelligenz und Strategie
  • Pik  – Körperliche Ausdauer und Kraft
  • Herz  – Psychologie, Vertrauen und Verrat
  • Kreuz  – Eine Kombination der drei Kategorien inklusive Teamarbeit

Ergänzend dazu definiert die Zahl oder das Bild der jeweiligen Spielkarte die Schwierigkeitsstufe des Spiels. Um die unterschiedlichen "Games" zu meistern, müssen Ryohei und seine unterschiedlichen Mitstreiter*innen an ihre moralischen und körperlichen Grenzen gehen, Rätsel lösen und das Entscheidende: Überleben.

Das Original erschien bereits 2010 bis 2016 im Japanischen. 2020 produzierte Netflix die Manga-Reihe als Serie. Bisher gibt es zwei Staffeln (und ich hoffe auf eine weitere!). Seit 2023 werden nun die Mangas nach und nach ins Deutsche übersetzt.

Auch als "unerfahrene" Manga-Leserin ist es kaum möglich, "Alice in Borderland" aus der Hand zu legen. Die mitreißende Handlung ist durchdrungen von Spannung und emotionalen Momenten. Doch nicht nur das, die Charaktere lernen wir im Verlauf der Geschichte immer besser kennen, erfahren von ihrem früheren Leben und deren Vorgeschichten – inklusive Stärken und Schwächen. Eine packende Leseerfahrung und Empfehlung! Die Altersfreigabe beziehungsweise Altersempfehlung liegt sowohl bei der Serie als auch beim Manga bei mindestens 16 Jahren.

Heike Ossadnik

Lesetipp Juli

Die Träume anderer LeuteJudith Holofernes: Die Träume anderer Leute

Die Autobiographie der Musikerin Judith Holofernes, einst Frontfrau der Band Wir sind Helden, war für mich als Fan quasi Pflichtlektüre. Doch auch für alle, die ihre Musik (noch) nicht kennen, ist dieses Buch ein absoluter Lesegenuss!

Judith Holofernes war in den 2000er Jahren eine der erfolgreichsten deutschen Songschreiberinnen und Musikerinnen: Hunderttausende verkaufte Alben, bejubelte Auftritte auf den großen Bühnen der Republik, beliebt bei Publikum und Medien. Doch dieser Traum hatte Schattenseiten: Der Stress des anstrengenden Tourlebens mit kleinen Kindern und der Druck, allen Erwartungen immer aufs Neue genügen zu müssen. Unter Schmerzen gab sie noch die letzten Konzerte, bis sie physisch und psychisch vollkommen erschöpft war und nichts mehr ging. Aber wie steigt man aus dem Hamsterrad der Pop-Industrie aus? Und wie lebt man nach dem großen Erfolg die eigenen künstlerischen Träume weiter? Judith Holofernes wagte einen Neuanfang als Solokünstlerin.

Ihr Buch nimmt uns mit hinter die Kulissen der Musikbranche. Für mich war es spannend zu lesen, welche Schritte von den ersten Songideen bis zum fertigen Album nötig sind, wie komplex und aufwendig das Ganze ist, wie viel Künstler*innen geben müssen und wie verwundbar sie sich machen. Selbst wenn dieser Einsatz von Erfolg gekrönt wird: Einfach ist es nicht. Und wie bitter muss es sein, wenn das mit Herzblut und hohen finanziellen Risiken produzierte Album floppt und die Konzerthallen leer bleiben. Zumal Musikschaffende wie Judith Holofernes nicht nur für sich selbst Verantwortung tragen, sondern auch für viele weitere Beteiligte.

In Die Träume anderer Leute erzählt Judith Holofernes vom Fluch und Segen des frühen Erfolgs. Sie beschreibt das Leben nach Wir sind Helden, die Entwöhnung, die Zweifel, das Scheitern und Wiederaufstehen als eine von Plattenfirmen unabhängige Künstlerin.

Ich empfehle das Buch jedem, der sich für Lebensgeschichten und Musik interessiert. Judith Holofernes schreibt außergewöhnlich gut: klar und feinsinnig, unterhaltsam und schonungslos ehrlich. Ein außergewöhnliches Buch, das mich zutiefst berührt und begeistert hat.

Marlene Neumann

Lesetipp Juni

Ocean StateStuart O‘Nan: Ocean State

Dass dieser Roman von Stuart o‘Nan auf kein Happy-End zusteuert, ist nach dem ersten Satz klar. Im Mittelpunkt der in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Rhode Island spielenden Dreiecksgeschichte stehen die Teenager Marie, Angel und Birdy.

Angel und Marie sind Schwestern, ihre alleinerziehende Mutter arbeitet als Hilfspflegerin in einem Altenheim. Sie kann ihren Kindern keine Sicherheit vermitteln und findet Halt in wechselnden Männerbeziehungen. Die Jüngere der Schwestern, die 13-jährige Marie urteilt illusionslos über ihre Mutter: „Das Talent meiner Mutter bestand darin, jedes Mal einen neuen Verehrer zu finden und eine neue Bleibe für uns“. Marie ist viel sich selbst überlassen, wenn, wie so oft, die ältere Angel und ihre Mutter abends ausgehen. Sie fühlt sich einsam und fungiert als Beobachterin, die mehr versteht als man ihr zutraut.

Ihre ältere Schwester Angel ist seit drei Jahren mit Miles zusammen, einem gut aussehenden, begehrten und verwöhnten Jungen aus wohlhabendem Elternhaus. Für Angel ist Miles ihre große Liebe, aber auch ihre Erfolgsgeschichte, ihre Flucht in eine andere Welt. Sie weiß nicht, ob ihre Liebesbeziehung weitergehen wird, wenn er im folgenden Jahr für sein Studium die Stadt verlassen wird, aber sie ist fest entschlossen, dass er zumindest bis dahin ihr gehört.

Ihre Mitschülerin Birdy ist ebenfalls in Miles verliebt, seinetwegen verlässt sie ihren Freund und hofft, dass Miles sich letztendlich für sie entscheidet. Als ein Foto in sozialen Netzwerken das heimliche Liebesverhältnis von Birdy und Miles entlarvt, kämpft Angel mit allen Mitteln um ihn.

Stuart O‘Nan ist eine großartige Milieustudie um die ungleiche Verteilung von Chancen gelungen, abwechselnd erzählt aus der Perspektive der Hauptpersonen, die bis zur letzten Seite fesselt. Er zeigt auf eindrucksvolle Weise die Auswirkungen von sozialen Unterschieden und Klassenkonflikten auf das Leben der Jugendlichen.

Claudia Nägel

Lesetipp Mai

The ViolenceDelilah Dawson: The Violence

Als ein neuartiges mysteriöses Virus in Amerika um sich greift, sieht die misshandelte Chelsea eine Chance, den Fängen ihres gewalttätigen Ehemanns zu entkommen. Doch dazu muss sie alles auf eine Karte setzen. The Violence von Delilah Dawson ist ein überzeugender Thriller über häusliche Gewalt.

Chelsea Martin führt mit ihrem Mann und den beiden Kindern ein nach außen hin perfektes Vorstadt-Leben. Hinter der Fassade jedoch ist Chelsea gefangen in einem Teufelskreis aus psychischer und physischer Gewalt, finanzieller Abhängigkeit und der Sorge um ihre Töchter. Da bietet ein neuartiges, mysteriöses Virus eine ungeahnte Chance, aus ihrem Gefängnis zu entkommen. Das Violence-Virus lässt Menschen innerhalb eines Lidschlages zu Monstern werden, die wahllos ihre Mitmenschen angreifen und mit bloßen Händen töten. Angst greift um sich. Infizierte werden schnell abtransportiert und verschwinden für unbestimmte Zeit in Quarantäne-Stationen. Daher provoziert Chelsea eines Abends ihren Mann so lange, bis er mit einem Baseballschläger auf sie los geht und ruft die Polizei. Da nach außen alles nach dem Angriff eines Infizierten aussieht kommt ihr Mann in Quarantäne und Chelsea versucht mit ihren Kindern ein neues Leben zu beginnen; ein Leben in einer Welt, die sich radikal von unserer unterscheidet.

Dem Roman steht, völlig zu Recht, eine drastische Triggerwarnung voran. Der häusliche Missbrauch, aber auch die Gewalt, die von den Infizierten ausgeht, wird zum Teil sehr anschaulich beschrieben. Die Geschichte nimmt immer wieder Bezug auf die Corona-Pandemie, die in vielen Familien als Brandbeschleuniger für häusliche Gewalt diente. Durch die Isolierung, gerade zu Beginn der Pandemie, war diese Gewalt aber kaum sichtbar. Die üblichen Anlaufstellen waren geschlossen oder nur durch große Hürden zu erreichen. Der Kontakt zu Familie und Freunden war eingeschränkt. In dieser Situation befinden sich auch zu Beginn der Geschichte Chelsea und ihre Töchter. Die Figuren wirken zunächst klischeehaft, machen im Laufe der Zeit aber eine rasante Entwicklung durch und lassen sich, den Fängen des Ehemanns und Vaters entkommen, von nichts mehr unterkriegen.
Wer die Gewalt nicht scheut, findet hier einen ergreifenden und herzzerreißenden Thriller, der unter die Haut geht und lange nachhallt.

Stefanie Erben
 

Lesetipp April

Und täglich grüßt der ErzdämonI. B. Zimmermann: Und täglich grüßt der Erzdämon

Was wäre wenn es ein Museum für mythologische und verfluchte Objekte gäbe? Dann bräuchte man bestimmt eine Hexe, einen Vampir und einen Werwolf als Nachtwächter. Und ein Dämon mischt auch noch mit.

Mona ist eine Hexe. Zusammen mit dem polyamourösen Vampir Boris und dem verschmusten Werwolf Ben arbeitet sie als Nachtwächterin im „Mythohistorischen Museum Frankfurt am Main“. Als sich Einbrecher an der verfluchten Mumie in der ägyptischen Abteilung zu schaffen machen, muss Mona beherzt eingreifen. Doch ihre Hexenkräfte schießen gerne über das Ziel hinaus und so beschwört sie mehr versehentlich als mit Absicht den Erzdämonen Balthasar. Die Einbrecher werden erfolgreich vertrieben, allerdings steht Mona nun vor einem neuen Problem: durch die Beschwörung wurde ein Pakt geschlossen. Balthasar ist nun verpflichtet, Mona in jeder Notlage zu helfen.
Die Hexe muss mit ihrer Arbeit im Museum und ihren unzuverlässigen Kräften fertig werden, ohne wegen jeder Kleinigkeit den schamlos flirtenden Erzdämonen zu beschwören. Der findet es nämlich gar nicht lustig, wenn sich die „Notlage“ als eine verspätete S-Bahn oder ein fest verschraubtes Marmeladenglas entpuppt.
Doch da sind auch noch die Mumien-Diebe, die nicht so leicht aufgeben. Als sie es wagen, ein kleines Mädchen zu entführen, braucht es keine Beschwörung, damit Balthasar seiner Hexe und ihren Freunden beisteht.
Was gefällt mir?

Und täglich grüßt der Erzdämon ist ganz klar ein unterhaltsamer Fantasy-Liebesroman. Zwischen Balthasar und Mona knistert es – manchmal wortwörtlich – gewaltig. Dabei gelingt die Balance zwischen Humor und ernsthaften Momenten sehr gut.
Mona ist keine perfekte Roman-Heldin. Sie ist voller Zweifel, Unsicherheit und Ängste, die sich bis zum Ende des Buches nicht einfach in Luft auflösen. Das ist beim Lesen manchmal etwas frustrierend, doch gleichzeitig wird ihr Charakter dadurch sehr realistisch.
Die Themen „Wahlfamilie“ und „Consent“* spielen ebenfalls eine große Rolle und entsprechen dem Zeitgeist. Romantische Beziehungen finden ganz selbstverständlich nicht nur zwischen Männern und Frauen oder strikt monogam statt.
Das Setting in Frankfurt am Main (und Offenbach) passt sehr gut. Warum sollte sich in die zahlreichen Museen am Museumsufer nicht auch eines für Mythologie einreihen? Wer die Stadt kennt, erlebt den einen oder anderen liebevollen Aha-Moment.
I.B. Zimmermann (vielen bekannt auch als YouTuberin und Streamerin Honeyball oder Kritzelpixel) gelingt es, eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen. Die übergreifende Handlung ist zwar manchmal etwas dünn. Sie ist eher die Leinwand für die liebevolle Darstellung der Figuren und ihren Beziehungen untereinander. Da mir Mona, Boris, Ben, Balthasar, Vlad und all die anderen sehr schnell ans Herz gewachsen sind, kann ich das gut verzeihen.

Die Geschichte von Mona und Balthasar wird fortgeführt: „Verliebt, verlobt, beschworen“ und „Zwischen Himmel und Hölle“

Sarah Dlugokinski-Thoma

Lesetipp März

Wolfgang Haas: MüllWolfgang Haas: Müll

Der neunte Brenner-Roman „Müll“ von Wolf Haas liest sich wieder in altbekannt-humorvoller Weise mit viel Wiener Lokalkolorit.

Simon Brenner ist ein Antiheld. Als Polizist in seinem Beruf gescheitert und obdachlos, schlägt er sich als Privatermittler durch. Aber auch die Privatermittlung läuft nicht gut. Und so hat Brenner als Mistler auf einem Wiener Mistplatz, also einem Wertstoffhof, angeheuert. Genau dort wird ein menschliches Knie gefunden. Weitere Leichenteile tauchen auf, nur vom Herz der Leiche fehlt jede Spur. Simon Brenner mischt kräftig bei den Ermittlungen mit.

Nicht allein durch den Showdown an der deutsch-österreichischen Grenze beleuchtet Wolf Haas ein Tabuthema: Die Organentnahme nach dem Ableben eines Menschen. In Österreich muss gegen eine Organentnahme widersprochen werden, in Deutschland bedarf es einer Zustimmung. Die Organmafia hat hier ihre Finger im Spiel.

Wie in allen Brenner-Romanen begleitet den Protagonisten eine Erzählstimme, die ihn launig „den Brenner“ nennt und die Leserschaft direkt anredet. Wolf Haas‘ Sprache der Verknappung ist einzigartig. Zusammen mit den Eigenheiten des Österreichischen ist der Roman ein Genuss!

Susann Wagner

Lesetipp Februar

Marissa Meyer: Wie Monde so silbernMarissa Meyer: Luna-Chroniken

Marissa Meyer hat mit den „Luna-Chroniken” eine Welt zwischen Fantasie, Intrigen und technischem Fortschritt geschaffen. Hier treffen Märchen und Moderne aufeinander. Man begegnet Cyborgs und bösen Schwiegermüttern, kämpft mit der Pest und fliegt durchs All – alles an der Seite geliebter Kindheitsheldinnen.

Die Reihe beginnt mit Cinder, einer Mechanikerin, die mit ihrer Stiefmutter und ihren Stiefschwestern in Neu-Peking lebt. Cinder hat es nicht leicht. Da ist ihre Stiefmutter, die sie wie Dreck unter ihren Fingernägeln behandelt. Außerdem ist sie seit einem Unfall Cyborg, was sie zur Außenseiterin macht. Ihr Leben stellt sich auf den Kopf, als an ihrem Stand auf dem Wochenmarkt Prinz Kai auftaucht und sie bittet, seine Androidin zu reparieren. Der Kronprinz durchlebt gerade eine schwere Zeit. Sein Vater ist – ohne Aussicht auf Heilung – an der Pest erkrankt. Diese Krankheit lässt die ganze Erde den Atem anhalten. Die Forschung nach einem Heilmittel hat oberste Priorität. Täglich werden Cyborgs als Forschungsobjekte eingezogen. Und so kommt es wie es kommen muss: Cinder wird von ihrer Stiefmutter als “Freiwillige” gemeldet und soll mit dem Erreger infiziert werden.

Außerdem droht ein Krieg mit Luna. Levana, die Königin des Mondes, will nur auf die Friedensverhandlungen der Erdbevölkerung eingehen, wenn sie Königin von Neu-Peking wird. Dafür müsste Kai sie heiraten. Können sich Cinder und Kai aus ihren Ketten befreien? Und welche Rolle spielen Scarlet, die ihre verschwundene Großmutter sucht, Cress, die eingesperrt in einem Satelliten um die Erde kreist und Winter, die schöne Stieftochter der Tyrannin Levana?

Auch wenn ich am Anfang skeptisch war, wie Märchen und Science-Fiction zusammenpassen sollen, war ich schon nach den ersten Seiten gefangen. Marissa Meyer erzählt die Märchen nicht eins zu eins nach. Das hat den Vorteil, dass man nicht wirklich weiß was als Nächstes passiert. Es gibt jedoch immer wieder vertraute Elemente, bei denen man sich unweigerlich an eine bestimmte Geschichte erinnert. Außerdem hat die Autorin die verschiedenen Märchen miteinander verwoben. So treffen hier zwischen den Zeilen Cinderella, Schneewittchen, Rotkäppchen und Rapunzel aufeinander. Die Mischung aus Bekanntem und Neuem, die Erzählung aus den verschiedenen Blickwinkeln der Charaktere und dazu eine gute Prise Spannung, haben mich ein Buch nach dem anderen verschlingen lassen. Ich empfehle auf jeden Fall den jeweiligen nächsten Band griffbereit zu haben.

Anna-Lena Schäffner

Lesetipp Januar

Tommie Goerz: Tante Emma lebtTommie Goerz: Tante Emma lebt

„Tante Emma lebt“ ist Deutschlands schönstes Regionalbuch und wurde von der Stiftung Buchkunst und der IG Regionalia des Börsenvereins des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Auch auf der Shortlist des deutschen Fotobuchpreises ist es vertreten.

Auf fesselnde Art erzählt der Erlanger Autor Tommie Goerz von seinen Ausflügen in die letzten Minisupermärkte seiner Heimat. Immer dabei ist Walther Appelt, der die bunte schillernde Welt in liebevollen Fotos festhält. Unglaublich, was man darauf alles entdecken kann.

Wir erfahren Interessantes über die Geschichte einzelner Läden. Oft werden sie seit vielen Jahrzehnten von Generation zu Generation weitergegeben. Die „Emmas“ kommen in ihren Dialekten zu Wort und deren soziale Funktion im Ort berührt im Herzen.

Beeindruckend ist die Fülle der Artikel, oft mehrere Tausend, auf engstem Raum. Es gibt alles: Eiskonfekt, Brause, Kittelschürzen, Hosenträger, Trachten-Zubehör und Selbstgemachtes. Ein Kunde fragte Frau Auch in Oberickelsheim: „Is des edds a Museum oder verkaufen Sie doh noch?“

Ich habe das Gefühl, neben Emma ist das meistbenutzte Wort in diesem wundervollen Buch „Lachen“. Man bekommt beim Lesen sofort Lust, einige dieser spitzbübischen Persönlichkeiten kennenzulernen und wird mit einem anderen Blick durch unsere Heimat reisen.

Karin Rosa

Lesetipp Dezember

Der Name des WindesPatrick Rothfuss: Der Name des Windes

Der Name des Windes ist das erste Buch der Königsmörder-Chroniken. Kvothe ist der Wirt des ländlich liegenden Gasthauses “Wegstein”. Er ist gerade dabei, einem Chronisten seine Geschichte zu erzählen. Denn hinter Kvothe steckt viel mehr als nur ein einfacher Wirt.

Ursprünglich ist Kvothe unter fahrenden Spielleuten, den Edema Ruh, aufgewachsen. Dadurch ist er schon als kleiner Junge sehr viel rumgekommen, kennt viele Geschichten, Lieder und Theaterstücke. Er liebte die Abende, an denen alle gemeinsam im Lager saßen und gemeinsam musizierten, lachten und Geschichten erzählten.

Leider tauchten irgendwann die Chandrian auf, verwüsteten das Lager und brachten seine Eltern um. Völlig auf sich allein gestellt will Kvothe nun herausfinden, wer die Chandrian sind und warum seine Eltern ihnen zum Opfer gefallen sind. Um diesem Rätsel auf die Spur zu kommen, nimmt er viel auf sich: Ohne Hab und Gut bettelt er sich durch die Hafenstadt Tarbean. Dank seiner Begabung für Magie und Wissenschaft wird er als jüngster Student am “Arkanum”, der Universität für hohe Magie, aufgenommen. Dort hofft er, in der Bibliothek mehr über die Chandrian herauszufinden.

Die Recherche nach den Chandrian gestaltet sich als sehr schwierig, da es fast keine Nachweise über sie gibt. Außerdem muss er sich weiterhin mit finanziellen Problemen, Missgeschicken und natürlich auch mit fiesen Professoren und Mitschülern herumschlagen. Für einen schöneren Zeitvertreib sorgen seine Freunde und seine Laute, die ihm besonders wichtig ist. Wegen seiner Herkunft bei den Spielleuten, kann sich Kvothe nicht ganz vom Rampenlicht fernhalten. Im Wirtshaus “Zum Anker” tritt er deshalb mit seiner Laute auf und zaubert dem Publikum ein Lächeln oder auch die ein oder andere Träne ins Gesicht.

Mir gefällt der Stil von Patrick Rothfuss. Er beschreibt die Welt und die Charaktere so gut, dass man sich selber schnell durch die Stadt schlendern sieht oder Teil eines Gespräches wird. Außerdem ist Kvothe nicht der klassische Fantasyheld: Er ist zwar sehr begabt, hat aber seine Fehler, zieht Missgeschicke fast schon magisch an und handelt oft unüberlegt. Das macht ihn und die meisten Charaktere sehr sympathisch. Die Nebencharaktere sind auch nicht bloß kurz erwähnt, man lernt sie und deren Hintergrund gut kennen. Bisher sind drei Bände über Kvothes Abenteuer erschienen. Leider ist bis jetzt noch nicht absehbar, wann der nächste Band in den Handel kommen wird. Trotzdem kann ich die Bücher wärmstens empfehlen. Mir haben sie sehr viel Spaß gemacht und zählen mittlerweile zu meinen Lieblingsbüchern.

Michaela Reisch

Lesetipp November

Time to LoveBeth O’Leary: Time to Love

Nach Love to Share ist Time to Love das zweite Buch der britischen Autorin Beth O’Leary, in dem sie Leena und ihre Großmutter Eileen das Leben tauschen lässt – Londoner Großstadtleben gegen britisches Landleben in Yorkshire, ob das gut geht?

Nach einigen Problem im Job erhält Leena die Möglichkeit auf eine zweimonatige Auszeit. Grauenvolle Vorstellung für Leena! Diese hat sich seit dem Tod ihrer Schwester in die Arbeit gestürzt, nur um nicht darüber nachdenken zu müssen. Da sie aber keine andere Wahl hat, beschließt Leena ihre Großmutter Eileen in der Nähe von Yorkshire zu besuchen.

Eileen, Ende 70, betrogen und verlassen von ihrem Exmann, sehnt sich nach ihrem zweiten Frühling. Doch auf dem Land ist die Dating-Auswahl begrenzt: Arnold, mürrischer Katzen-Hasser von nebenan oder Basil, der zwar noch seine eigenen Zähne hat, dafür aber einen “Britain First”-Aufkleber auf seiner Stoßstange.

Kurzerhand beschließen die beiden ihre Wohnungen samt Handys zu tauschen. Eileen zieht in Leenas bunte WG in London und stürzt sich in die Online-Partnersuche. Leena zieht in das Haus ihrer Großmutter, samt Verantwortung für die Katzen und Eileens Verpflichtungen bei der Nachbarschaftswache. Was kann da schon schief gehen? 😀

Beth O’Leary zeichnet hier sehr sympatische Figuren. So ist es amüsant, sowohl Leena als auch Eileen in ihrer neuen und ungewohnten Umgebung zu sehen. Gerade die kauzigen Bewohner*innen in Eileens Dorf hatten es mir angetan. Durch die abwechselnden Perspektiven kann man das Buch auch gar nicht weglegen und hat es im Nu ausgelesen.

Yvonne Reinhardt

Wir empfehlen!

Weitere Lesetipps finden Sie im Blog der Stadtbibliothek.

Tatort Krimiregal

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Krimis

Sachbuch-Tipp

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Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung. Der SPIEGEL-Bestseller der Ärztin über gesundes Älterwerden. Auch als Hörbuch bei Overdrive/Libby ausleihbar.

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Annie Ernaux Das andere MädchenAnnie Ernaux: Das andere Mädchen

Die frisch gekürte Preisträgerin des Nobelpreises für Literatur hat einen berührenden Brief an ihre tote Schwester geschrieben.

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In "Avatar - The way of water" lässt uns James Cameron zurück nach Pandora kehren. Hier setzt sich mehr als ein Jahrzehnt nach den bisherigen Ereignissen die Geschichte der Familie Sully fort.

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